Knapp zehn Jahre werden im zweitgrößten Baugebiet in Braunschweig, in Volkmarode-Nord, schon Ein-, Doppel- und Mehrfamilienhäuser gebaut. Nach und nach sind viele junge Familien mit Kindern hier hergezogen und haben sich dabei auch von den im Bebauungsplan vorgesehenen Vorzügen bzgl. Kinderbetreuung und Freizeitgestaltung leiten lassen. Leider wurden die Bedürfnisse der Familien nicht vorausschauend berücksichtigt, so dass es in Hinblick auf die Kinderbetreuung in Krippe, Kindergarten und Hort seit Jahren Defizite gibt.
2007 war es neu zugezogenen Familien nicht mehr möglich, ihre Kinder im beliebten St. Thomas Kindergarten unterzubringen, da dieser mit seinen 90 Plätzen mit teilweiser Ganztagsbetreuung auf absehbare Zeit belegt war. Im von der CDU beherrschten Stadtbezirksrat wurde dann auf die leider nicht aussagekräftigen Planungszahlen des städtischen KEP (Kindertagesstättenentwicklungsplan) verwiesen, was natürlich niemandem wirklich weiterhalf. Als Lösung wurde eine temporäre Erweiterung des Kindergartens um eine „mobile Einheit“ – neudeutsch für Container – von Verwaltung und Stadtbezirksrat angedacht. Zum Glück stellte sich heraus, dass nach genauerer Bedarfserhebung diese Lösung bei Weitem auch nicht ausreicht und es dann doch zum Neubau des Kindergartens im Neubaugebiet kam – wie von der SPD und anderen Oppositionsparteien gefordert.
Neben zwei Kindergartengruppen wurden auch zwei vom Bund geforderten Gruppen für Krippenkinder im neuen Kindergarten integriert. Diese und auch alle Gruppen für Kindergartenkinder (beider KiTas) sind aber auch jetzt schon wieder voll belegt und der Abgang vieler Erstklässler zum nächsten Schuljahr schafft wie schon im vergangenen Jahr nur kurzfristig etwas Luft. Auch heute noch erhalten nicht alle Eltern für ihr Kind zeitnah einen Krippen- oder Kindergartenplatz und müssen Alternativen in Schapen, Hondelage oder in der Innenstadt suchen.
Basierend auf dieser Entwicklung bei der Kleinkinderbetreuung verlagerte sich die Situation an die Grundschule, wo zum einen die Klassenstärke zum Teil bei fast 30 Kindern liegt, und zum anderen die Betreuungsmöglichkeiten im Hort unzureichend sind. Ausgehend von einer Hortgruppe mit 20 Kindern wird es nach einer Aufstockung um eine Gruppe 2010 nach weiteren Elternprotesten und Diskussionen im Bezirksrat nun zu zwei weiteren, dringend benötigten Gruppen kommen. Pikanterweise wurde dieses bereits Ende 2009 vom Ratsherrn Jürgen Wendt in Hinblick auf das Kommunalwahljahr 2011 angekündigt. Dass dieses jetzt nur durch eine provisorische Lösung mit Containern auf dem schon sehr begrenzten Schulhof und nicht über dauerhafte Maßnahmen gelöst werden soll, zeigt die Bedeutung, die die Kinderbetreuung für Stadtrats- und Stadtbezirksratsmehrheit wirklich hat.
Die SPD fordert eine längerfristige und an realen Zahlen festgemachte Planung für die Betreuung von Klein- und Grundschulkindern in Volkmarode, Schapen und Dibbesdorf. Vor der Ausweitung neuer Baugebiete (wie 2010 mit dem Gebiet Seikenkamp-Nord) hätte eine Auswirkungsanalyse durchgeführt werden müssen, der die zukünftigen Belegungen von Kinderbetreuungsplätzen präzise kalkuliert. Eine Bezirksratsmehrheit, die den Vorgaben der Stadtverwaltung und dem Stadtrat uneingeschränkt folgt, darf es zukünftig in Volkmarode, Schapen und Dibbesdorf nicht mehr geben.
Stefan Jung, 18.05.2011